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Mai 2016

random tale

random tale - Fotocredit: Roland Rossbacher

Eine Produktion von xo:body kunst . kontext . kommunikation

Performerin Dorothea Eitel fragt sich, ob ein tanzender Körper Projektionsfläche sein kann, um in einer Art "Meditation" eigene Gedanken zu sortieren und gesellschaftlich aktuelles Geschehen zu reflektieren, um danach mit mehr Bewusstheit und Klarheit oder auch Ideen aus dem Stück zu gehen.

Den Begriff "Meditation" möchte sie dabei nicht auf den energetischen Aspekt verstanden wissen. Vielmehr bezieht er sich auf die Komponente, dass die Zuschauer eingeladen sind, eine Stunde lang mit einem agierenden Körper in Resonanz zu gehen, um in sich auftauchende Bilder, Gedanken und Empfindungen rückkoppelnd wahrzunehmen. Die Künstlerin hofft auf die Entstehung eines Raumes, in dem der wechselseitige Austausch von Bühnengeschehen und eigenem Erleben (davor, danach und im Moment), etwas bei den Miterlebenden bewirken kann.

Die Idee entstand, weil die die Choreografin und Performerin Dorothea Eitel keine Lust mehr hatte am Rechner zu sitzen und intellektuell erdachte Anträge zu schreiben. "Ich will endlich machen!" war ihre trotzige Reaktion, als sie ausgelaugt und demotiviert den Computer in die Ecke schupste.

Doch was kann man tun, ohne Fördergelder für Tänzerhonorare, Proberaumkosten und Ausstattung?

Sie entschied sich, das einzusetzen, was sie hat. Und das ist eigentlich gar nicht so wenig. So hat sie in ihren Soloperformances neben dem Tanz auch ihre Sprech- und Singstimme, selbst geschrieben Texte oder auch aus dem Nähkästchen geplauderte Geschichten in petto. Und das nebst Material wie Videos, Musik, Soundcollagen oder Installationen, welches ihr freundlicherweise Kollegen zur Verfügung stellen und was sie per random ausgewählt mitbringt.

Synchronizität als Wechselbeziehung von Ereignissen, die nicht planmäßig miteinander verknüpft wurden, in der Gleichzeitigkeit des Bühnengeschehenes beim Zuschauen nun aber automatisch verbunden und frei assoziativ wahrgenommen und schließlich gedeutet werden können, spielt dabei eine große Rolle.

Kann Kunst, die dem Moment entspringt, gekoppelt mit dem Zufall etwas ausdrücken? Dorothea meint JA, fragt aber in ihrem Experiment auch explizit die Zuschauer.

Sie versteht ihre Soloperformance als Dialog. Sie tritt mit ihrem Charme, ihrer Wut, ihrem Pathos, ihrem Witz und vielen anderen Facetten authentisch auf die Bühne, lässt den sonst dort erwarteten Teil der Fiktion weg und wünscht sich im Anschluss als logische Folge gleichberechtigter Kommunikation, eine (verbale) Antwort von den Besuchern.

Im Rahmen ihrer ganz persönlichen Revoluzzer-Recherche "Schreibst Du noch oder tanzt Du schon? - getanzter Widerstand" versucht sich die Choreografin und Performerin unabhängig zu machen von den sogenannten Experten-Jurys und einschlägig geförderter, als derzeit innovativ deklarierter Kunstästhetik.

Damit möchte sie ein Zeichen setzen, dass Kunst FREI SEIN KÖNNEN muss.

Im Zeitalter digitaler Petitionen, per Mausklick getätigter Für- und Widersprüche in Form von lediglich bewegter bits und bytes, möchte Dorothea einen Anstoß geben, den Widerstand wieder zurück in den realen Raum zu bringen. Sie ist der Ansicht, dass PamphletMissstände und Meinungen wieder im haptischen Raum sichtbar gemacht und diskutiert werden sollten.

Darum tritt sie auch ohne finanzielle Unterstützung mit ihrer Soloperformance "random tale" auf und versucht unter dem Motto "Jobbst Du noch oder tanzt Du schon? - getanzter Widerstand" mit dem Austauschmodell "Training gegen Stückrecherche" Tänzer für ihre Stückentwicklung "Masse und Macht" nach dem Buch von Elias Canetti zu gewinnen, welches vielfach von den Gremien als förderungsunwürdig abgelehnt wurde. In kleinen Schritten mit vielen Menschen an verschiedensten Orten und mit dem Zuspruch einer hoffentlich stetig wachsenden Masse möchte sie beweisen, dass genau dieses Thema aktuell und relevant ist und eine unterstützende Masse durchsetzen kann, was ein elitärer Kreis ablehnt.

Tanz: Dorothea Eitel

Bisherige Aufführungen

21. Mai 2016 Theater Zukunft am Ostkreuz
Berlin-Friedrichshain
Premiere
4. Oktober 2016 Acker Stadt Palast
Berlin
Als Gast mit auf der Bühne: Aude Rose (Sound/Overheadprojektionen)
5. Oktober 2016 Acker Stadt Palast
Berlin
Als Gast mit auf der Bühne: Marcello Lussana (Sound) und Mark Ridder (Video)
19. Februar 2017 Tinkuy
Kopenhagen